Dienstag, 11. März 2008
Authentizität oder die Suche nach dem Tischbein
Früher, als ich noch spießig war und den Wert von Besitz zu schätzen wusste, bestand mein vollendetes Lebensglück aus dem Besitz einer Tischdecke mit passendem Läufer. Was mich in so jungen Jahren so weit gebracht hat, ich habe da nur Vermutungen. Der Wunsch nach Orientierung durch Nachahmen von gesellschaftlich akzeptierten Verhaltensmustern vielleicht.

Mittlerweile habe ich entdeckt, dass ich eine eigene Meinung habe und mir die meisten meiner Mitmenschen ziemlich egal sind. Um zurück zu den Tischdecken zu kommen: Ich bin inzwischen der Ansicht, dass die Dinger einfach furchtbar hässlich und zweckfrei sind. Ich mag es, das Holz eines Tisches zu sehen und zu fühlen. Selbst wenn es nur Glas ist. Zumal sich mir der Sinn von Tüchern, die um Himmels nicht befleckt werden sollen, nicht ganz erschließt. Einzig beim Fremdspeisen (andere fürs Kochen und Servieren bezahlen) bin ich dankbar dafür, dass meine Arme nicht in den Soßenklecksen meiner Vorgänger ruhen. Selbst wenn es nur stillose Riesenservietten sind, die bei jeder Bewegung rascheln.

Ergo wurden nun sämtliche Tischdecken im Hause Eichhorn entsorgt und der Wäscheschrank seufzte erleichtert. Die Wachstuchtischdecke darf aus Gründen der Sentimentalität weiterhin ihr Dasein auf dem Küchentisch fristen und weiterhin Brandflecken sammeln.

<sinnloser content ende>

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