Freitag, 13. Juni 2008
Alleinsein
„Deine Mama wäre stolz auf dich“. Die Worte der Freundin berühren mich. Habe ich doch in letzter Zeit häufig an meine Mutter und ihren Tod gedacht. Ich finde gerade die Zeit und Ruhe zum Trauern. Dazu konnte ich mich nicht immer überwinden. Man lernt, den Schmerz wegzuschieben und sich abzulenken. Zeitweilig. Anfangs glaubte ich, ich würde verrückt weil es so wehtat. Das Leben hatte keinen Sinn für mich. Nichts und niemand konnte mich trösten. Ich wollte nicht getröstet werden, weil ich nicht glaubte, dass jemand meinen Schmerz verstehen würde. Und ich hoffte, dass es vorbeigehen würde mit der Zeit. Das tat es nicht. Sätze wie „sich verabschieden“ oder „die Toten ruhen lassen“ haben mir nicht geholfen. Ich will und werde nicht vergessen.

Sie fehlt mir in meinem Leben. Oft denke ich an ihr Lächeln. Gelächelt hat sie immer für mich. Ich war ein sehr geliebtes Kind. Diese bedingungslose Liebe ist nicht mehr da und ich werde solche Liebe nie wieder haben. Ich sollte sagen, dass ich damit wahrscheinlich mehr hatte, als andere je kennen werden. Aber das fühle ich nicht wirklich. Und so großherzig bin ich nicht.

Kurz nach ihrem Tod hatte ich Angst, die Erinnerungen an sie zu verlieren. Erinnerungen an gemeinsame Erlebnisse, Dinge die sie mir erzählt hatte. Würde ich sie vergessen, wären sie verschwunden aus der Welt. Vieles habe ich aufgeschrieben, mehr kommt dazu. Ich habe Fotos von ihr durchgeschaut und bewahre die besten in einem Buch auf. Diese Stunden haben gut getan. Ich habe mich an vieles erinnert, aber auch meine Mutter nochmals kennen gelernt, sowohl als Mutter als auch als Mensch. Vieles in unserem Leben wurde mir klarer. Ich habe ihre Fehler gesehen aber auch ihren Lebensmut und ihre unglaubliche Wärme. Mitunter gelingt es mir dann, beim Gedanken an sie, statt an den Verlust zu denken, mich geborgen zu fühlen.

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