Montag, 3. August 2009
Das Ich auf der Polsterbank
So, nun isses soweit. Ich begebe mich in professionelle Behandlung. Das gibt bestimmt ein schönes Gesprächsthema für die nächste Party.

Nebenbei stelle ich fest, dass ich selbst, wenn ich davon erzähle, eine Therapie machen zu wollen, gleich noch eine Relativierung hinterherschiebe. Das Gegenüber reagiert in der Regel netterweise entgegenkommend. Etwas verwundert bin ich dann über mich selbst und meine Vorurteile. Ist doch die psychische Gesundheit genauso wichtig wie die physische, fast wichtiger.

Ich bin so groß geworden. Probleme waren mit sich selbst oder mit der betreffenden Person zu klären. Damals waren die Probleme aber auch andere und Selbstverwirklichung noch kein anerkanntes Lebenskonzept. Das Wort Psychotherapeut konnte man erst nach der Wende unfallfrei buchstabieren.

Etwas enttäuscht war ich, bei der ersten Sitzung, keine bequeme Ottomane vorzufinden, sondern eine merkwürdige Polsterbank, auf der es nazu unmöglich war, längere Zeit bequem und entspannt zu sitzen. Darüber hinaus geriet der Flüssigkeitshaushalt in optischer Richtung etwas ins Ungleichgewicht. Die Seele scheint sich dafür balsamiert und wohler zu fühlen. Schaun wer mal.

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Na klar sind das Polsterbänke oder Couchen. Nie Ally MacBeal gesehen? Haben Sie schon eine Hymne?

Im Ernst: ich wäre wahrscheinlich auch enttäuscht, wenn das Ganze nicht liegend stattfinden würde. Ist zwar ein Klischee, aber ein hartnäckiges.

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Es gibt noch einen Sessel, den nehme ich das nächste Mal. Man soll es ja nicht zu bequem haben, denn nach einer Dreiviertelstunde ist der Spaß schon wieder vorbei.

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guter schritt. mir hat das damals auch gut getan. dass sich jemand fremdes dann so einem an die seite stellt und erstmal partei für einen ergreift und nicht nur sagt, du mit deinem psycoscheiß, dir gehts nur zu gut.
würde ich jederzeit wieder machen. in den letzten monaten hab ich auch schon dran gedacht.

ich hatte nur nen stuhl, exakt gegenüber eines stuhls, auf dem der therapiefuzzi saß. neben mir so eine art nachttisch mit einer packung tempotaschentüchern. aber geweint hab ich nicht. dafür hab ich mich zu sehr geschämt. für mein selbstmitleid. das verging aber auch, weil mir da jemand emotional das händchen hielt.

irgendwann hab ich aber wieder aufgehört, weil ich mich dann dafür schämte, dass ich jemand fremdes zum händchenhalten brauchte. eigentlich sollte man ja jemanden haben, der/die einen liebt und versteht. das ich so jemand nicht hatte, zeigte mir, dass ja was falsch an mir sein musste. manchmal möchte aber nicht kämpfen müssen um ein bisschen empathie. manchmal hat man nämlich nix zu geben.

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Das Gefühl kenne ich auch gut. Jetzt tue ich diesen Schritt gerade weil da jemand ist, der aber nicht immer helfen kann. Ich muss viel Trauer verarbeiten. Und das Leben im Allgemeinen natürlich.

Als olle Skeptikerin bin ich noch etwas misstrauisch. Zumal mich mein Therapeut leider an John Hurt aus "1984"...

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