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Montag, 1. September 2008
Frauenfreundschaften
frl eichhorn, 21:45h
Mein fahrbarer Untersatz heißt 'Madame', weil geboren in Frankreich und versehen mit einigen Eigenwilligkeiten. Mitunter fällt es ihr ein, einfach stehenzubleiben und überlässt es mir, den folgenden Autofahrern nervös zuzuwinken und Madame neu zu starten. Die Gründe sind mir bisher verborgen geblieben. Als echte Französin tut sie das jedoch nur bei mir. Männer, denen ich Madame ausgeliehen habe, schienen keine Probleme mit ihr zu haben. Trotzdem und obwohl die Dame nicht die Schnellste ist, mag ich sie. Gelassen sieht sie die silbernen und schwarzen Sterne und Ringe auf der Autobahn vorbeirauschen und genießt die Landschaft. Innerstädtisch empfindet sie rote Ampeln gerne als persönliche Beleidigung und ignoriert sie geflissentlich, trotz meines guten Zuredens. Bisher ist sie damit durchgekommen.
Nun ist aber ein Schreiben von einer Bußgeldstelle gekommen. Frau war zu schnell. Madame ist ganz klar zu identifizieren. Auf meinen Vorwurf hin jammerte sie nur dass sie auf dem Foto so dick aussehen würde. Jetzt schmollen wir beide und reden vorerst nicht miteinander.
Nun ist aber ein Schreiben von einer Bußgeldstelle gekommen. Frau war zu schnell. Madame ist ganz klar zu identifizieren. Auf meinen Vorwurf hin jammerte sie nur dass sie auf dem Foto so dick aussehen würde. Jetzt schmollen wir beide und reden vorerst nicht miteinander.
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Ick vermisse dir (1)
frl eichhorn, 16:44h
In unregelmäßigen Abständen wird ab heute die Heimwehkolumne "Berlin, ick vermisse dir" eingeführt. Zwar bin ich noch hier, aber nicht mehr lange. Danach geht es dann weiter mit "Am Main ist es auch schön".
Straßenbahnfahren in Berlin ist Abenteuer. Besonders die Party-Linie M10 und ganz besonders nachts. Die Tram startet im Nirgendwo in Mitte. Um diese Zeit werden ältere Bahnen, bei denen die Reinigung nicht mehr lohnt, eingesetzt. Nach kurzer langweiliger Fahrt durch den Wedding wirds interessant: Prenzlauer Berg. Je später der Abend umso angetrunkener die Mitfahrer. Man strömt von der Kastanienallee und der Kulturbrauerei zur Bahn, um weiterzuziehen nach Friedrichshain, der nächsten Station. Dort feiert man länger und das Bier ist billiger.
So nun auch kürzlich mein Weg, auf dem Rückweg von der Verabredung auf der Kastanienallee, gegen 2 Uhr nachts. Um diese Zeit ist die Bahn meist brechend voll und es ist ratsam, sich nur im selbst einigermaßen angeheiterten Zustand dazu zu gesellen. Die Lichter sind ausgeschaltet, auch die BVG muss sparen. Wer ohne eine Flasche Bier die Bahn betritt, fällt auf. Lieblingsgesprächsthema: Alkohol. Welcher ist der Beste, wo gibt es den nächsten. Untermalt vom leisen Pling, wenn wieder eine leere Flasche gegen einen Sitz rollt. Die Fahrt ist durch stoisches Aus-Dem-Fenster-Starren gefahrlos zu überstehen. Für freundlichere Naturen als mich bietet sich die Gelegenheit, interessante Menschen kennenzulernen. Es treten auf: Partywütige Neuberliner, angetrunkene Jungberliner, zugezogene Jungakademiker. In Nebenrollen: Obdachlose, Studenten, Selbständige auf dem Heimweg aus dem hippen Büro im Prenzlauer Berg und verirrte Westberliner, die mal was erleben wollen. Das punk-sein-wollende Mädchen, das gerne Hauptperson sein will, steigt in Begleitung etwa 5 verpickelter Jungs ein. Lautstark beschwert sie sich über die mangelnde Kontaktbereitschaft ihres Kerls. Halbwegs glaubwürdig versichern ihre Begleiter ihr ihr Mitgefühl und geben ihr etwas zitternd Feuer, als sie beschließt, jetzt erst mal eine Zigarette zu rauchen. Missbilligende Blicke halten sie nicht davon ab. Aber keiner will zum Aggressionsableiter eines angetrunkenen Teenagers werden und man schweigt lautstark. Zwei Stationen später steigt sie aus und wir werden nie erfahren, ob der Abend noch dramatisch wurde.
Dafür kann ich meine Aufmerksamkeit den drei Endzwanzigern in meiner Nähe zuwenden. Zwei Frauen und ihr schwuler Freund. Das Gespräch kreist um die Tätowierungen diverser Bekannter, an welchen Stellen, welche Motive, was schiefgegangen ist, wieviel es gekostet hat etc. Nebenbei werden deren Beziehungen analysiert und ich lerne eine Menge über potenzielle Tattoo-Stellen und den Zusammenhang mit Partnertauglichkeit und Häufigkeit von Geschlechtsverkehr.
Ich fahre bis zur Endstation und trete erleichtert in die kalte Nachtluft. Ein kurzer Spaziergang an der Spree, ein Blick auf die grell-leuchtende Skyline unterm Sternenhimmel und ich bin doch wieder versöhnt mit der Stadt.
Straßenbahnfahren in Berlin ist Abenteuer. Besonders die Party-Linie M10 und ganz besonders nachts. Die Tram startet im Nirgendwo in Mitte. Um diese Zeit werden ältere Bahnen, bei denen die Reinigung nicht mehr lohnt, eingesetzt. Nach kurzer langweiliger Fahrt durch den Wedding wirds interessant: Prenzlauer Berg. Je später der Abend umso angetrunkener die Mitfahrer. Man strömt von der Kastanienallee und der Kulturbrauerei zur Bahn, um weiterzuziehen nach Friedrichshain, der nächsten Station. Dort feiert man länger und das Bier ist billiger.
So nun auch kürzlich mein Weg, auf dem Rückweg von der Verabredung auf der Kastanienallee, gegen 2 Uhr nachts. Um diese Zeit ist die Bahn meist brechend voll und es ist ratsam, sich nur im selbst einigermaßen angeheiterten Zustand dazu zu gesellen. Die Lichter sind ausgeschaltet, auch die BVG muss sparen. Wer ohne eine Flasche Bier die Bahn betritt, fällt auf. Lieblingsgesprächsthema: Alkohol. Welcher ist der Beste, wo gibt es den nächsten. Untermalt vom leisen Pling, wenn wieder eine leere Flasche gegen einen Sitz rollt. Die Fahrt ist durch stoisches Aus-Dem-Fenster-Starren gefahrlos zu überstehen. Für freundlichere Naturen als mich bietet sich die Gelegenheit, interessante Menschen kennenzulernen. Es treten auf: Partywütige Neuberliner, angetrunkene Jungberliner, zugezogene Jungakademiker. In Nebenrollen: Obdachlose, Studenten, Selbständige auf dem Heimweg aus dem hippen Büro im Prenzlauer Berg und verirrte Westberliner, die mal was erleben wollen. Das punk-sein-wollende Mädchen, das gerne Hauptperson sein will, steigt in Begleitung etwa 5 verpickelter Jungs ein. Lautstark beschwert sie sich über die mangelnde Kontaktbereitschaft ihres Kerls. Halbwegs glaubwürdig versichern ihre Begleiter ihr ihr Mitgefühl und geben ihr etwas zitternd Feuer, als sie beschließt, jetzt erst mal eine Zigarette zu rauchen. Missbilligende Blicke halten sie nicht davon ab. Aber keiner will zum Aggressionsableiter eines angetrunkenen Teenagers werden und man schweigt lautstark. Zwei Stationen später steigt sie aus und wir werden nie erfahren, ob der Abend noch dramatisch wurde.
Dafür kann ich meine Aufmerksamkeit den drei Endzwanzigern in meiner Nähe zuwenden. Zwei Frauen und ihr schwuler Freund. Das Gespräch kreist um die Tätowierungen diverser Bekannter, an welchen Stellen, welche Motive, was schiefgegangen ist, wieviel es gekostet hat etc. Nebenbei werden deren Beziehungen analysiert und ich lerne eine Menge über potenzielle Tattoo-Stellen und den Zusammenhang mit Partnertauglichkeit und Häufigkeit von Geschlechtsverkehr.
Ich fahre bis zur Endstation und trete erleichtert in die kalte Nachtluft. Ein kurzer Spaziergang an der Spree, ein Blick auf die grell-leuchtende Skyline unterm Sternenhimmel und ich bin doch wieder versöhnt mit der Stadt.
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Donnerstag, 21. August 2008
Sentimentalitäten
frl eichhorn, 17:07h
Unter der U-Bahn in den Lichtern der Nacht die Erkenntnis, dass dieses Leben vorbei ist. Die Sehnsucht nach vergangenen Möglichkeiten reißt am Herzen. Zu Hause Heimweh haben. Fortwährender Abschied.
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